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Zeitzeugenbegegnungen 2016 Institut Neue Impulse

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Institut Neue Impulse e.V.

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Sachbericht Zeitzeugenbegegnungen 2016

1. Einleitende Bemerkungen

Das Institut Neue Impulse e.V. gestaltet und verantwortet seit 2001 Zeitzeugenbegegnungen mit überlebenden Holocaustopfern
an unterschiedlichen Orten, mit unterschiedlichen Partnern, aber seit 2005 ganz speziell und intensiv in Schulen Brandenburgs.

Die Basis für diese Zeitzeugenarbeit ist die persönliche Begegnung, Bekanntschaft und sogar Freundschaft mit den ZeitzeugInnen. Diese Bekanntschaft hat sich in der Zeit ergeben, als der jetzige Leiter des Instituts für lange Zeit in Israel gelebt und gearbeitet hat.

Zeitzeugenarbeit ist heute drängender als je, weil das Alter der Zeitzeugen gebietet, diese Arbeit nicht auf eine Zeit aufzuschieben, in dem bald keine Zeitzeugen mehr leben werden.

Wir danken allen, die diese Arbeit finanziell gefördert haben und durch ihren ermutigenden Zuspruch unterstützt haben : der EVZ-Stiftung, der Harold-Bob- Stiftung, dem MBJS, der Flick-Stiftung, der Springer-Stiftung.
Ohne finanzielle Basis würde diese Arbeit in sich zusammenbrechen und Schüler und Lehrer könnten die Erfahrung dieser Begegnungen nicht mehr machen.

Viele der Zeitzeugen, mit denen wir in Schulen, sogar bei Kirchentagen oder an anderen Orten gearbeitet haben, sind gesundheitlich nicht mehr oder kaum in der Lage, sich diesen Herausforderungen der Reise und der Begegnungen zu stellen- z.B. Margalith Rawitz, Nahum Bandel, Nili Goren, Sally Perell.

Bereits vor Jahren hatte eine Konferenz, die wir organisierten und verantworteten, den Titel eines namhaften Buches : „ Wir sind die Letzten, fragt uns aus“.

Zeitzeugen, die in den letzten Jahren verstarben, mit denen wir wichtige Begegnungen gestalteten, sind u.a. : Elisha Birnbaum, Jizchak Zuckerkandel, Jizchak Schwersenz, Simcha Landau, Arno Lustiger, Jaques Stroumsa, Roman Frister, Schlomo Wolkowicz.

Wir fühlen uns verpflichtet, so lange es uns und den Zeitzeugen möglich ist, diese Begegnungen zu ermöglichen, zu gestalten, zu verantworten.
Im letzten – und auch in diesem Jahr – hatten wir die Möglichkeit, Zeitzeugenbegegnungen für Schülern, Lehrern, Studenten, pädagogischen

Fachkräften durchzuführen , z.B. mit Michael Goldmann-Gilead, Nili Goren, Halina Birenbaum, George Shefi, Salomea Genin, Zipora Feiblowitsch und Michael Maor.

Wir haben bisher auch manchmal alternativ Kinder von ehemaligen Tätern eingeladen, die bereit waren, über sich und den belastenden Einfluss ihrer Eltern oder Großeltern zu sprechen: Niklas Frank, Monika Hertwig, Uwe von Seltmann, Uta Scheub.
Etwas sehr Besonderes war auch das öffentliche Gespräch zwischen einem ehemaligen Neonazi (Steven Hartung) und dem jüdischen „HitlerjungenSalomo“, Sally Perell, im Juni 2015 in Stuttgart bei Evangelischen Kirchentag.

Für die meisten Schüler und Lehrer werden diese Begegnungen unvergesslich bleiben – und sie haben ihr Bild von der Vergangenheit radikalisiert, verändert, konkretisiert. D.h., sie haben mit den Berichten und in den Gesprächen z.T. eine andere Weltsicht und eine andere Sicht auf die Geschichte gewonnen.

Wir sind froh, dass wir auch im Jahr 2017 wieder Zeitzeugengespräche planen und hoffentlich durchführen können mit Halina Birenbaum, Tamar Landau, George Shefi, Zipora Feiblowitsch, Michael Maor und Salomea Genin

2. Zeitzeugenbegegnungen

2.1 Zeitzeugenbegegnungen mit George Shefi

Mit George Shefi und seiner Frau waren wir im Gymnasium Mahlow, dem Nachbarschaftszentrum Königs Wusterhausen, in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein, im Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland, in der Voltaire-Gesamtschule Potsdam und der Waldstadt-Schule Theodor Fontane.

George Shefi hat u.a. berichtet, wie er in Berlin als siebenjähriger Junge von seiner Mutter angesichts des drohenden Holocaust nach England verabschiedet wurde – sie niemals wiedersah, dann nach Amerika, Canada und nach Israel/Jerusalem kam, wo er heute noch lebt.

Mehr als 280 Schüler haben sehr gespannt zugehört und ihn dann auch intensiv befragt. Es war für alle eine sehr wichtige Erfahrung.

Begleitet wurde George Shefi von Marion Welsch, Ursula Nikoleit, Rudi-Karl Pahnke, Jana Kühn, Aylin Kasbauer, Patrick Bartl, Cecile Preiss

2. 2. Zeitzeugenbegegnungen mit Halina Birenbaum

Mit Halina Birenbaum und ihrer Enkeltochter Yael waren wir in der Berufsfachschule Potsdam – Hermannswerder, im OSZ Seelow, im Luise-Henrietten-Gymnasium Oranienburg, beim SV Babelsberg und im Kreativhaus Falkensee.

Ca. 180 Schüler und Lehrer haben ihre Geschichte gehört : vom täglichen Kampf ums Überleben im Warschauer Ghetto; die unbeschreiblichen Situationen in Auschwitz und von ihrem Leben in Israel.
Halina ist von den Jugendlichen sehr verehrt und auch befragt worden – ebenso ihr Enkeltochter Yael. Die Einbeziehung der Sicht der Enkelgeneration war sehr besonders.

Begleitet wurde Halina Birenbaum von Sindy Hohn, Rudi-Karl Pahnke, Stefanie Maschke, Juliane Müller, Matthias Neuling, Judtih Shulov

2.3. Zeitzeugenbegegnungen mit Michael Maor

Mit Michael Maor und seinem Begleiter, Guy Grossmann, waren wir im OSZ Neuruppin, im Nachbarschaftshaus Königs Wusterhausen, im Rouanet-Gymnasium in Beeskow, in der Sportschule in Lindow, im Wolkenberg-Gymnasium in Michendorf.

Ca. 562 Schüler und LehrereInnen haben seinen Bericht gehört – von der Flucht aus Halberstadt / Deutschland nach Jugoslawien, dem Tod beider Eltern dort; dann seiner Flucht nach Italien und dem Weg nach Israel.
Sehr aufregend ist sein Bericht über den „Diebstahl“ (eben des Fotografen und Mossadagenten Michael Maor) – der NS-Eichmannakten in dem Büro der Generalstaatanwaltschaft Frankfurt / Main – übrigens in gewisser konspirativer Kooperation mit dem Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

Diese Akten wurden u.a. dann in Jerusalem ein Baustein für die Anklage von Adolf Eichmann und damit für die Veränderung des Geschichtsbildes in vielen Ländern der Erde, aber speziell in Deutschland, in Israel.

Michael Maor ist ein Zeitzeuge eigener Art. Er nötigt und fordert auf, über das permanent bedrohte Israel und über die Wege zu seiner Sicherung nachzudenken.

Begleitet wurde Michael Maor von Rudi-Karl Pahnke, Patrick Bartl, Helga Wagner, Juliane Müller, Peter Nikoleit

2.4 Zeitzeugenbegegnungen mit Zipora Feiblowitsch

Zipora Feiblowitsch ist eine sehr herausforderne Zeitzeugin mit ihrem wiederum besonderen Weg und der Geschichte von Siebenbürgen – zwischen Ungarn und Rumänien -; ihrer Verwurzelung im religiösen Judentum, dem qualvollen, torturhaften Weg von einem ungarischen Ghettolager nach Auschwitz, dem Überleben in den grausamen Situationen des deutschverordneten Todes dort bis nach Salzwedel im heutigen Sachsen-Anhalt, von dort nach dem Kriegsende zurück nach Siebenbürgen, um die Brüder zu finden; auf dem Weg nach Israel ihren Pinchas zu heiraten, um dann gemeinsam – nach zeitweiliger Internierung durch die Briten in Zypern- mit ihm nach Israel zu gehen, wo es anfangs so sehr schwer für sie war – nach Israel, ihrem Land, ihrer Heimat.

Sie hat – wie ja auch Halina Birenbaum- so viel Sterben und Tod gesehen und trägt gewiss in sich ein Trauma und hat dennoch eine unglaubliche Lebenskraft und so großen Lebensmut.
Sie war mit ihrer Tochter Malka Melamed zu den Zeitzeugengesprächen bei uns – und ihre Tochter Malka war ebenfalls eine wichtige Gesprächspartnerin der zweiten Generation für die Schüler und LehrerInnen.

Die Schülerinnen und Schüler, die Lehrer und wir alle wurden sehr berührt und motiviert zum Mut und zur Entschiedenheit : das darf es niemals wieder geben.

Einige der SchülerInnen haben sie einfach nur umarmen wollen, andere haben bewegt gefragt, ob sie nach alledem noch an das Gute in Mensch glauben kann.

Sie selbst erfüllt – wie all die anderen Zeitzeugen- mit den Begegnungen die Mission ihres Lebens nach Auschwitz: zu berichten, zu erzählen, Mut zu machen.

Wir waren mit ihr im Filmmuseum in Potsdam, im Lisum mit pädagogischen Fachkräften, im Bertha von – Suttner – Gymnasium in Babelsberg, in Wismar, in Malchin an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern, im Heckel-Gymnasium in Werder. Ca. 500 SchülerInnen haben sie angehört und sich von ihrer Geschichte anrühren lassen.

Begleitet wurde sie von Jana Kühn, Rudi-Karl Pahnke, Margaryta Paliy, Julius Brosig, Sabine Papies, Peter und Uschi Nikoleit.

2.5 Noch ausstehende Zeitzeugenbegegnungen mit Salomea Genin und Tamar Landau

Die Zeitzeugenbegegnungen mit Tamar Landau und Salomea Genin verzögern sich etwas – bis in das neue Jahr hinein.
Der Ehemann von Tamar Landau, Simcha Landau, mit dem wir viele wichtige Zeitzeugengespräche in Brandenburg und Berlin durchgeführt haben,

ist vor kurzer Zeit gestorben – und es ist und war Tamar Landau deshalb nicht möglich, jetzt bruchlos zu Zeitzeugenbegegnungen nach Deutschland zu kommen. Sie hat darum gebeten, dass es ihr ermöglicht wird, im Frühling 2017 nach Deutschland zu kommen.
Sie fühlt in sich die starke Verpflichtung, die Tätigkeit als Zeitzeugin auf jeden Fall fortzusetzen – und möchte mit ihrem Sohn Joaw im Frühjahr zur Fortsetzung dieser Arbeit nach Deutschland kommen.

Salomea Genin, unsere von uns verehrte Berliner Zeitzeugin, wollten wir längst wieder in die wichtige Zeitzeugenarbeit 2016 einbinden – nur sind wir selbst durch belastende Krankheitsgeschichten zunächst in der Umsetzung des Planers verhindert worden – aber es wird alles werden !

Rudi-Karl Pahnke 22.11. 2016

Kontoverbindung: Institut Neue Impulse e.V. Bank: Evangelische Bank BIC: GENODEF1EK1 Iban:DE11 5206 0410 0003 9079 37


Zeitzeugenbegegnungen 2016 Institut Neue Impulse

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